Die Fairplay Tour erfindet sich neu
Trierischer Volksfreund, 25. Juli 2022
100 Jugendliche sind zusammen mit ihren Betreuern 500 Kilometer durch die Großregion geradelt, um für ihre Altersgenossen in Ruanda und Burundi Spenden zu sammeln. Wie es mit der Tour nun weitergehen soll.
Von Holger Teusch
Wer die Fairplay Tour schon vor der Corona Pandemie kannte, der stellte wie Sebastian Meckel (14 Jahre) und Tobias Ludwig (15) von der Realschule Plus in Neuerburg in der Eifel fest: „Es war eine kürzere, eine nicht so anstrengende Tour“ Zumindest was die gefahrenen Kilometer und die Tage im Fahrradsattel betraf, war die 22. Auflage nicht ganz so herausfordernd wie jene Touren bis 2019, als jeweils über acht Tage hinweg rund 800 Kilometer absolviert wurden. “Aber das Wetter, war schon extrem“, berichtete Meckel.
Die letzte Woche vor den Sommerferien war die bisher heißeste des Jahres. Und das stellte alle Teilnehmer vor eine besondere Herausforderung und forderte auch Improvisationsvermögen. So wurde auf der Schlussetappe von Birkenfeld über Hermeskeil nach Bekond kurz vor dem Ziel der Fünfsehenblick als ein landschaftlicher Höhepunkt links liegen gelassen. „Wir hätten noch einmal über Schotter fahren müssen, und das staubt im Moment zu viel“, erklärte Kaspar Portz vom Tour-Organisationsteam die kurzfristige Streckenänderung. Der Empfang der Schüler am Bekonder Sportplatz war dafür nicht minder enthusiastisch. Nach zwei Jahren Fairplay Tour hat sich die Tour neu erfunden. Keine Selbstverständlichkeit. Denn während der Corona-Zeit hat sich das Organisationsteam geteilt. Herbert Ehlen der die Tour 1999 zusammen mit Klaus Klaeren von der Trierer Sportakademie initiiert hatte, führt seit vergangenem Jahr im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel ein Fair-Play-Camp durch. Das ließ sich bereits unter Corona Bedingungen leichter organisieren als eine Rad-Etappenfahrt. Viele Positionen im Tour-Organisationsteam seien deshalb neu besetzt, erklärte Klaeren. „Das war ein Neuanfang“, sagte der Sportakademie-Geschäftsführer.
Und in gewisser Weise eine Rückkehr zu den Wurzeln, Rund 100 Radfahrer waren diesmal während der sechs Etappen auf der Strecke, sie legten wie 1999 rund 500 Kilometer zurück und überwanden rund 5000 Höhenmeter. Vor der Corona-Pandemie fuhr man an sieben, meist acht Tagen eine längere Gesamtdistanz. 2001 wurden während neun Etappen sogar rund 1000 Kilometer absolviert. Teilweise waren mehr als 300 Jugendliche und Betreuer unterwegs. Alle Länder der Großregion werden dabei zumindest gestreift: Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg. Der Höhepunkt diesmal: das Dreiländereck bei Schengen und die Übernachtung in Perl.
In Zukunft werde die Fairplay Tour wieder größer werden, aber nicht mehr die Ausmaße erreichen wie einst, sagt Klaeren: „So groß wollen wir es nicht mehr machen. Aber bis 200 Teilnehmer kann man schon gehen.“ Denn die Nachfrage sei sehr groß. Man will möglichst wenigen Schülern absagen müssen. Den Jugendlichen das vereinte Europa näherbringen, ihnen durch ihre Ausdauerleistung Selbstvertrauen, aber auch Werte wie Solidarität und gegenseitigen Respekt vermitteln, sind Ziele der Tour. Aber auch, für die Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda zu werben und für Selbsthilfeprojekte in Ostafrika zu sammeln.
Elias Vogler vom Partnerschaftsbüro Rheinland-Pfalz – Ruanda fuhr diesmal zusammen mit einem Mädchen aus Ruanda mit. „Zu sehen was hinter der Fairplay Tour steckt, die ganze Logistik, das ist beeindruckend“, sagte er. Lena Binder von der Deutschen Welthungerhilfe erzählte von einer Reise nach Burundi, Ruandas noch viel ärmerem Nachbarland, in das auch Hilfsgelder fließen.“ es ist erschütternd, was man dort sieht. Da ist jeder Euro gut aufgehoben“, sagte sie.
Was bei der 22. Fair-Play-Tour zusammengekommen ist, wird erst in einigen Wochen feststehen. Klar ist aber schon jetzt: Auch 2023 wird es eine Tour geben.