Hermeskeiler Schüler starten bei Fairplay-Tour

Published On: 15. Juli 2022

Trierischer Volksfreund, 13. Juli 2022

Auf dem Fahrrad die Großregion kennenlernen und dabei Teamarbeit lernen: Das ermöglicht die Fairplay-Tour, die am 17. Juli in Trier startet. Mit dabei sind zwei Mädels und zehn Jungs der Integrierten Gesamtschule Hermeskeil, die sich dafür schon im Vorfeld mächtig ins Zeug legen.       von Herbert Thormeyer

Am Sonntag, 17. Juli, geht’s um 10 Uhr los. Dann starten rund 100 Teilnehmer von der Trierer Sportakademie aus zur diesjährigen Fairplay-Tour durch die Großregion. Mit dabei sind auch drei Radfahrer aus Ruanda. Vor ihnen liegen dann 500 Kilometer in sechs Etappen. Mit unterwegs werden bereits zum zweiten Mal nach 2019 ein Dutzend Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Hermeskeil sein. Die sammeln seit März nicht nur fleißig Trainingskilometer, sondern auch Sponsoren- und „Kilometergeld“ für ihre gefahrenen Trainingsstrecken. Denn es geht bei der Radtour durch die Großregion um mehr als Völkerverständigung und gegenseitige Unterstützung. Es geht um finanzielle Hilfe für ein konkretes Schulbauprojekt im Rheinland-Pfälzischen Partnerland Ruanda. Der TV trifft die Gruppe der IGS kurz bevor sie sich in ihren nagelneuen Trikots in Blau-Gelb auf den Weg von Hermeskeil nach Schwollen macht. Dort gibt es mit einem Sprudelproduzenten einen der Hauptsponsoren. Auf dem Schulhof überreicht Margit Gellner-May von der Komage Gellner Maschinenfabrik KG in Kell am See noch einen Spendenscheck – mit einem „Hintergedanken“. Denn sie will für ihr Unternehmen Auszubildende gewinnen: „Junge Menschen, die hier mitmachen, sind hoch motiviert. Solche suchen wir als künftige Mechatroniker oder Produktdesigner.“

Der 12-jährige Matthias May ist erstmals bei der Truppe dabei. Er radelt auch sonst sehr gern und fiebert dem Tourstart schon entgegen: „Das wird sicher ein tolles Erlebnis. Und Kilometergeld sammele ich auch.“ Für Marie Hammes (16) ist es wichtig, mit ihrem Einsatz anderen Kindern zu helfen: „Wie schlimm es werden kann, sieht man ja gerade in der Ukraine“, sagt sie. Selber eine Leistung zu erbringen, mit der geholfen werden könne, das bringe zusätzliche Motivation. Frederik Uder ist als betreuender Sportlehrer der IGS dabei. Er freut sich: „Nur eine Teilnehmerin musste intensiv überredet werden, dabeizubleiben.“ Die Organisatoren vor Ort, Michael Krämer und Volker Israel, hoffen, dass durch die Fairplay-Tour bis zu 30.000 Euro an Spenden zusammenkommen. Der Geschäftsführer der Sportakademie Trier, Klaus Klaeren, fördert mit dieser Sportveranstaltung seit 22 Jahren Schulprojekte in Ruanda. Ein Verbindungsbüro vor Ort begleitet die Vorhaben: „Wir bekommen einen Nachweis über jeden investierten Euro.“ Das Problem sei die hohe Geburtenrate in Ruanda. Da könnten die Schulkapazitäten oft nicht mithalten. Volker Israel ist der „Tour-Polizist“. Der Polizeibeamte darf jedoch nicht als solcher in Erscheinung treten, schon gar nicht in Belgien, Luxemburg und Frankreich, sollte es zu Problemen kommen. Trotzdem kann er dafür sorgen, dass die Kolonne aus 100 Radfahrern unterwegs gut durch den Verkehr kommt: „Wir haben eine Überholergruppe. Das sind die Fittesten, die auch Kreuzungen sichern können.“ Anschließend müssten sie jedoch das ganze Feld erneut überholen.

Mit der Begrenzung auf 100 Teilnehmer will die Sportakademie auf die immer noch vorherrschende Corona-Pandemie Rücksicht nehmen, denn es wird in Turnhallen übernachtet, wo Abstände einzuhalten sind. Die Fahrt durch das Herz Europas soll kein „Radrennen“ werden. Es gilt: Jeder soll ankommen. Stärkere helfen Schwächeren, beispielsweise durch Anschieben am Berg. Die Hermeskeiler Gruppe ist allerdings mit rund 1000 Trainingskilometern sehr gut vorbereitet.

Gleich zwei Jubiläen umrahmen die diesjährige Tour: 60 Jahre Welthungerhilfe und 40 Jahre Partnerschaft Rheinland-Pfalz/ Ruanda. Eltern der Schüler sind auch eingebunden, nicht nur durch das Kilometergeld, sondern auch durch das Organisieren von Verpflegung an einigen Stationen im Vorgarten. Das Fahrerfeld wird in den einzelnen Etappenorten entsprechend begrüßt. Die Tour mitverfolgen kann man auf www.fairplaytour.de. Die Fahrer werden am letzten Streckentag, am 22. Juli, gegen 10.30 Uhr am Schulzentrum Hermeskeil zurückerwartet. Familien, Unterstützer und Freunde sind zum Empfang herzlich willkommen.

Das Schulprojekt in Ruanda

Ein neues Gebäude mit vier Klassenräumen, den dafür nötigen Möbeln und einem Toilettentrakt soll neben der Schule Centre Scolaire Kagano im Bezirk Nyabihu in der westlichen Provinz entstehen. Die Schule wurde erst 2021 gegründet und ist jetzt schon überlastet, denn mit 294 Schülerinnen und 332 Schülern, die von 13 Lehrkräften unterrichtet werden, hat sie ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Mit der Erweiterung der Schule können lange Schulwege von mehreren Kilometern vermieden werden. Um die Grundversorgung des Schulzentrums mit Brauchwasser zu verbessern und zu verhindern, dass Regenwasser unkontrolliert von den Dachflächen abfließt und Schäden an den umliegenden Bauten verursacht, empfiehlt der Baukoordinator des Koordinationsbüros, Elias Vogler, zusätzlich zwei Zehn-Kubikmeter-Zisternen aufzustellen. Alles zusammen kostet das umgerechnet 58.307 Euro. Die Veranstalter der Fairplay-Tour wollen dazu einen großen Anteil aus dem Erlös beisteuern. Den Rest steuert Ruandas Partnerland Rheinland-Pfalz bei.